Karpfenangeln im Frühjahr: Jonas Happle verrät, wie der Saisonstart nicht ins kalte Wasser fällt!

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Karpfenangeln im Frühjahr: Jonas Happle verrät, wie der Saisonstart nicht ins kalte Wasser fällt!

Wer kennt es nicht? Kaum deuten ein paar schöne, sonnige Tage das nahe Ende der Winterzeit an, möchten wir Angler am liebsten alles stehen und liegenlassen und direkt an den See fahren. Der Saisonbeginn liegt unverkennbar in der Luft! Doch bevor es voller Vorfreude and Wasser geht, ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich auf die Ausrüstung zu konzentrieren. Wo hab ich meine Ruten hingestellt? Ist die Schnur noch gut? Sind die Haken noch scharf oder brauche ich eventuell neue Vorfächer? Ist es vielleicht doch noch etwas zu kalt für die erste Nacht? Habe ich überhaupt noch PopUps?

Planung ist wichtig. Auf der anderen Seite sollten wir uns allerdings auch nicht mit zu vielen Gedanken überfrachten. Denn die gute Nachricht lautet: wir müssen das Karpfenangeln nicht komplett neu erlernen, nur weil eine kleine Winterpause hinter uns liegt!

Jeder von uns möchte perfekt in die Saison starten, aber bei der ersten Session des Jahres tendieren wir dazu ( - und ich nehme mich da nicht aus -)  viel zu viel Tackle und Köder mit ans Gewässer schleppen. Weshalb? Wir hatten mehrere Wochen Zeit, uns Angelvideos anzuschauen und zu recherchieren. SocialMedia, wie etwa Instagram, Facebook und YouTube, hatten Gelegenheit, uns den vermeintlich perfekten “Frühjahrsköder” anzudrehen. Und natürlich möchten wir einfach auf alle Situationen vorbereitet sein.

Durch die sozialen Medien entsteht ein künstlicher Erfolgsdruck, und es kann rasch wirken, als wären wir das Schlusslicht, wenn es um den ersten Karpfenfang der Saison geht. Dabei sollten wir aber innehalten und wesentliche Aspekte nicht aus den Augen verlieren. Wir lieben das Karpfenangeln, und alles, was dazugehört. Wir lieben es, die Ruhe in der Natur zu finden, das Spiegelbild der Landschaft in der Wasseroberfläche zu betrachten und der Natur dabei zuzuschauen, wie sie sachte und behutsam Schritt für Schritt aus der Winterruhe erwacht! Selbstverständlich lieben gerade wir Karpfenangler es, frühmorgens direkt am Wasser aufzuwachen, den Sonnenaufgang zu genießen und die erste Tasse Kaffee (des Tages) mit Blick auf die Ruten zu trinken. Doch macht es wirklich in jedem Falle Sinn, sich schon zu Saisonbeginn, im beginnenden Frühjahr, kalte Nächte um die Ohren zu schlagen? Eine eindeutige, geschweige denn eine individuell richtige Antwort darauf wird uns niemand geben können, denn schließlich unterscheidet sich auch das Verhalten der Karpfen von Gewässer zu Gewässer. Hier können wir lediglich mit eigenen Erfahrungen punkten.

 

Eines immerhin bleibt Jahr für Jahr gleich: nicht nur wir müssen uns nach der Winterpause wieder langsam an den Ablauf einer Session gewöhnen. Unter der Wasseroberfläche sieht es ähnlich aus. Unsere Freunde müssen sich analog zu steigenden Wassertemperaturen wieder an die Nahrungsaufnahme herantasten. Karpfen können nach einer langen Winterpause nicht gleich wieder voll loslegen und fressen. Jeder, der schon einmal eine längere Diät gemacht hat, kann das bestimmt nachvollziehen! Im zeitigen Frühjahr fressen Karpfen zu ganz bestimmten Tages- oder Nachtzeiten in kleinen, kurzen Fressfenstern. Dieses Wissen, diese Intervalle müssen wir uns aneigen! Am besten geht das natürlich mit einer längeren Session von mindestens 24 Stunden. Während dieser Session sollten wir das Gewässer mit allen Details und seinem Umfeld ganz genau beobachten. Es wird sich ein Zeitfenster zeigen, in dem deutlich mehr Aktion auf und im Wasser erkennbar wird. Im besten Fall fangen wir in genau dieser Zeit gleich den ersten Fisch. Sobald wir wissen, zu welcher Uhrzeit die Fische aktiv sind, können wir unsere kommenden Sessions genauer planen und unter Umständen schon mit wenigen Stunden richtig abräumen!  Immer vorausgesetzt natürlich, unsere Köder werden zeitlich etwas vor dem eigentlichen Beissfenster fangfähig präsentiert.

Durch die ersten schönen Tage und die wohltuenden Sonnenstrahlen erwärmen sich die flachen Uferbereiche unserer Gewässer rasch. Kein Wunder also, dass sich hier das Leben unter der Wasseroberfläche zuerst regt. Schnecken, Wasserkäfer und kleinste Insektenlarven sind unterwegs. Diese kleinen Tierchen nutzen zu dieser Jahreszeit tote Äste sowie langsam wachsendes Schilf, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Für unsere beschuppten Freunde bietet sich in der Folge in diesen Bereichen ein reich gedeckter Tisch mit natürlicher Nahrung! 

Da die natürliche Nahrung der Karpfen in dieser Jahreszeit noch spärlich ausfällt und die Nahrungsaufnahme insgesamt noch recht träge abläuft, empfiehlt es sich, kleine, schwerelose Köder zu verwenden. In den vergangenen Jahren habe ich gute Erfahrungen gemacht mit kleinen Partikeln wie etwa Hartmais in Kombination mit PopUp-Maiskörnchen. Aber auch einzelne, kleine PopUps mit 15 mm Durchmesser sind zu dieser Jahreszeit der Renner - schließlich sind die Weißfische noch recht inaktiv! Eine eindeutige Farbempfehlung möchte ich an dieser Stelle nicht aussprechen, da sich diese Entscheidung von Gewässer zu Gewässer individuell ergibt. Bei der Farbwahl können wir mit den eigenen Erfahrungen punkten.

Eines dürfen wir jedenfalls weder zum Start der Saison noch das ganze Jahr über auf gar keinen Fall verlieren: das Vertrauen in unser Bauchgefühl und unser Vorgehen! Denn nur ein Köder, in den wir absolutes Vertrauen haben und den wir mit dem besten Gefühl abgelegt haben, wird schlussendlich auch den ersehnten Run bringen. Daher möchte ich euch unbedingt ermutigen, mit einer positiven Einstellung in die individuelle Saison zu starten.

 

Ich wünsche euch einen guten und erfolgreichen Start mit vielen unvergesslichen Momenten am Wasser! Petri Heil!

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