April April!

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April April!

Der Aprilscherz? Hat noch lange nicht ausgelacht! Er blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Idee, Menschen zu veräppeln, ist so alt wie der menschliche Humor an sich. Einige Historiker sind der Meinung, dass die besondere Beziehung zum 01. April auf das Jahr 1582 zurückgehen könnte, als Frankreich auf den gregorianischen Kalender umstellte. Nach dem alten julianischen Kalender begann das Jahr am 01. April; mit dem gregorianischen Kalender wurde der  01. Januar zum Neujahrstag.

Papierfisch, Aprilfisch, Ätsch!

Diejenigen, die zu spät auf die Umstellung reagierten, wurden deswegen gehänselt. In Frankreich machen Kinder seither jedes Jahr das, was im sechzehnten Jahrhundert begann: Sie heften Leuten heimlich Papierfische auf den Rücken und verspotten sie als "poisson d'Avril", als Aprilfische - weil sie so leichtgläubig seien wie einfach zu fangende, junge Fische.

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Foto: Marian Anbu

Aprilscherze sind eng verwandt mit der europäischen Idee des Charivari, die möglicherweise bis ins alte Rom zurückreicht, wo sich die Menschen für einen Tag in ausgefallene, manchmal groteske Kostüme kleideten und ihre Herren und Gebieter verulkten. Während diese Traditionen mit der modernen, städtischen und industriellen Kultur weitgehend ausstarben, sind sie in den Karnevalstraditionen Kontinentaleuropas, zum Beispiel in der Fastnachtskultur in Deutschland, immer noch spürbar. Unabhängig von den Veränderungen, die die Moderne mit sich gebracht hat, wird der Aprilscherz in den meisten Ländern begangen, und dabei in einigen intensiver als in anderen.

Schadenfreude made in Germany

Wer behauptet, die Deutschen hätten keinen Sinn für Humor? Ulk gehört zum Alltag in Deutschland - und das weit mehr als in den meisten anderen Ländern! Und weil es für diese Art von Humor das Wort Schadenfreude gibt, wird der Aprilscherz natürlich in Deutschland besonders ernst genommen.

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Einige deutsche Quellen behaupten sogar, dass der erste Aprilscherz bereits auf das Jahr 1530 zurückgeht, als ein geplantes Treffen in Augsburg zur Vereinheitlichung des bayerischen Münzwesens zu einem Währungshandel führte. Als das Treffen schlussendlich abgesagt wurde und die Vereinheitlichung nicht zustande kam, wurden die Münzspekulanten als Narren verspottet. Das datiert satte vierzig Jahre eher als der Poisson d'Avril in Frankreich!

Farbenfroh hereingefallen

Über Jahrhunderte hinweg waren Aprilscherze, unabhängig von ihrem Ursprung, in Großbritannien und in Deutschland weit verbreitet. Im Jahr 1774 schrieb eine Zeitung, dass es möglich sei, rechtzeitig zu Ostern bunte Hühner zu züchten, wenn man den Boden rechtzeitig einfärbe, auf dem die Legehennen sich ihren Weg pickten! Wähle deine Farbe, warte auf die Küken!

Ganz schön gelackmeiert

Ab dem 20. Jahrhundert haben sich die deutschen Zeitungen dann so richtig ins Zeug gelegt. Im Jahr 1901 etwa löste eine Gartenzeitschrift einen Ansturm auf Sonnenblumenkerne aus, weil sie berichtete, dass deren Blüten im Dunkeln leuchten würden. Am 01. April 2000 meldete ein Saarbrücker Radiosender, dass graue Führerscheine mit sofortiger Wirkung ungültig seien und bei der Europäischen Verkehrssicherheitsbehörde erneuert werden müssten. Eine solche Organisation gibt es nicht, aber 150 besorgte Menschen meldeten sich bei der Polizei.

Forelle voraus!

Wurde die Welt der Angler jemals ins Fahrwasser der Aprilscherze hineingezogen? Das kann man bejahen. Im Jahr 2021 gingen einige Angler der Rhein-Neckar-Zeitung in Brühl bei Heidelberg auf den Leim. Angeblich hatte die Stadtverwaltung zum Forellenangeln im Freibad eingeladen. 

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Das Freibad war, wie so viele andere öffentliche Einrichtungen auch, seit einem Jahr mit Blick auf Covid-19 geschlossen. Im Mai sollte das Becken wieder geöffnet werden. Die örtlichen Behörden stellten in Aussicht, dass das Becken mit 100 Regenbogenforellen bestückt sei. Jeder, der diese Fische angeln wolle, werde gebeten, sich am 01. April 2021 pünktlich um 10:00 Uhr morgens am Eingang des Gebäudes einzufinden. Das ist einer jener Scherze, bei denen man erwarten würde, dass niemand darauf hereinfällt. Er klingt zwar im Kern nicht ganz so unwahrscheinlich wie der BBC-Witz aus dem Jahr 1957, nach dem Spaghetti auf Bäumen wachsen sollten, aber er kommt ihm qualitativ doch recht nahe! Was den Forellenscherz anbelangt: zum genannten Zeitpunkt wurden dem Poolmanager sechs Personen präsentiert, die einen Versuch wagen wollten.

Was schwimmt denn da?

Dieser wunderbare Aprilscherz war die Idee  eines Fernsehproduzenten. Um denjenigen gegenüber fair zu bleiben, die darauf hereingefallen waren: der Scherz war gut durchdacht. Der Produzent drehte sogar eigens einen elfminütigen Filmbeitrag. Sein Team hatte zudem extra ein paar Plastikforellen bestellt und sie mithilfe von Nylonfäden im Wasser bewegt. Sogar der lokale Bürgermeister machte mit, zusammen mit seinen Freunden vom Brühler Aquarium. Der Schwindel wurde geheimgehalten vor den Mitarbeitern des Aquariums, die wirklich glaubten, es sei eine Reportage über Aquarien im Gange. April April! Und? Mit welchem Angelrute würden Sie Plastikfische fangen?

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